Dass ein Amateur-Rennfahrer mit Vollzeit-Job jede Gelegenheit zum Training beim Schopfe packen muss und besonders durch „unsaubere“ Methoden anderer Mitstreiter zu Höchstleistungen getrieben wird, muss ich ja sicher nicht erklären.
Doch von Anfang.
Um 6.30 Uhr fiel der Startschuss zum 20 km Rennen, zwei Biker machen sich auf den Weg, der in einem erbitterten Kampf enden soll.
Ich startete frisch und erholt in einen erneut wundervollen Sommertag, auf meinen idyllischen Arbeitsweg. Durch das hügelige Rosenheimer Umland entlang des Simssees mit der Sonne im Rücken und dem Blick auf die Bergkulisse der Chiemgauer Alpen.
Nach 1km tauchte auf einem Feldweg vor mir ein scheinbar leicht zu bezwingender „Konkurrent“ auf.
Kurz darauf bin ich an seinem Hinterrad und will zum Überholen ansetzen, doch was mich stutzig macht, ist ein leises Surren und ein weißes Täfelchen mit einer grünen Zahlen-/Buchstaben-Kombination am Ende seines Gepäckträgers.
In diesem Moment war die Jagd eröffnet.
Auf einem kurzen Asphaltabschnitt wurde spontan die erste Sprintwertung ausgetragen.
Doch ich war von den plötzlich zugeschalteten 4oo Watt Zusatzleistung meines Kollegen so überrascht, dass ich diese haushoch verlor.
Auf der folgenden kurzen Schotterabfahrt versuchte der Aushilfs-Cavendish seine Maschine wieder einzufangen und zeigte einige fahrtechnische Schwächen im tiefen Geläuf.
Nun sah ich meine Chance und zog, mit einem freundlichen „Guten Morgen“, links an ihm vorbei. Die anschließenden 2km jagte ich auf dem Feldweg vor ihm her auf die nächste Asphaltstraße zu.
Als diese erreicht war, wurde ich wieder von der Power seines Zusatzmotors überwältigt. Fröhlich grinsend rauschte er an mir vorbei und mir blieb nur noch ihm „Schon den Akku, wir sehen uns noch!“ hinterherzurufen.
Mit ein paar hundert Metern Vorsprung pedalierte er vor mir her, doch das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Hier kam mir meine Streckenkenntnis zu Gute.
An der zweiten Welle ließ ich den dicken Gang stehen, und zog voll drüber, da ich in der folgenden Schotterabfahrt meine Chance sah. Tatsächlich kam ich wieder bis auf 20m heran, doch der Kollege hatte mein verbissenes „nicht mit mir“-Gesicht schon in seinem Rückspiegel erkannt, und ließ mich im Wind verhungern.
Die Rettung kam nun in Form eines Starters der 50ccm-Klasse von hinten und musste beim Überholen aufgrund Gegenverkehrs zwischen uns einscheren.
Ich klemmte mich sofort in den Windschatten des Rollers und wir zogen im Stile eines Derny-Teams tief überm Lenker des Stevens Sonora an der Konkurrenz vorbei.
Diesmal hatte ich den Überraschungseffekt auf meiner Seite und als wir drei Minuten später endlich außer Sichtweite waren, meine Muskeln voller Laktat und meine Lunge voller Abgase, winkte ich meinem Schrittmacher dankend zu versuchte den restlichen Weg zur Arbeit meinen Puls wieder etwas zu beruhigen.
Dort kam ich viel zu früh, völlig übersäuert, aber stolz auf meinen Sieg an.
Den Arbeitskollegen war nur schwer zu erklären, warum ein ansonsten recht gesunder Mensch, bereits am frühen Morgen keuchend mit einem so hochroten Kopf im Büro aufschlägt…
…aber der frühe Wurm hat wohl doch den Vogel.
BG forever
Flo